Wir können unser Leben wie einen Pfad sehen: Jeder von uns hat einen persönlichen Lebensweg, dem wir folgen. Wir sind frei, die Richtung zu bestimmen, wir können ihn formen und gestalten. Immer wieder wird es Menschen geben, mit denen wir in Kontakt kommen, deren Lebensweg unseren kreuzt, berührt oder ein Stück lang parallel zu unserem verläuft. Oft ist es notwendig, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die uns Schwierigkeiten bereiten. Manchmal hat man mit Menschen zu tun, die uns anstrengend oder lästig sind. Wir können uns daran stören, es hinnehmen oder uns aber dazu entscheiden, diese Menschen auf unseren eigenen Weg einzuladen und zu unseren Weggefährten zu machen. Aber auch Mitmenschen, die wir gerne in unserem Leben haben, müssen wir manchmal mit ganz bewussten Schritten auf unseren Weg holen und ihnen unter Umständen mehr Platz in unserem Leben geben.

Vor allem, wenn wir über einen längeren Zeitraum mit Menschen leben oder arbeiten müssen, zahlt sich die Mühe aus. Jeder Nachbar, jeder Arbeitskollege oder Chef, jeder Mitschüler und jedes Familienmitglied  kann uns ein guter Weggefährte werden. 

Gemeinsam einen Teil des Weges gehen, das ist für mich das zentrale Thema in meiner Arbeit. Ich möchte Menschen dazu ermutigen, sich und ihren Mitmenschen ihren Lebensweg zuzumuten und zuzulassen, dass daraus ein geteiltes Erlebnis wird. Daran können alle Beteiligten wachsen und sich entwickeln.      

Es begann vor ungefähr zehn Jahren, als mein Vater nicht mehr selber den Rasen mähen wollte. Er beschloss, sich Weidetiere zuzulegen und dachte damals an Schafe oder Ziegen und an den guten Sonntagsbraten, den es dann ab und an für ihn geben würde. Wir Kinder waren entzückt von der Vorstellung, unseren Garten mit weiteren Haustieren zu füllen, aber meine Mutter, die meine Geschwister und mich  sehr gut kannte, erklärte ihm, sollte er die “Mimi” oder “Susi” essen wollen, wäre er längste Zeit Vater seiner Kinder gewesen. Also kam statt der Schafe und Ziegen das Thema “Lama” auf den Tisch. Die sind ganz einfach zu teuer zum Schlachten.

Aus verschiedenen Gründen kam es damals nicht dazu und wir blieben lamalos. Aber die Idee war da, verwandelte sich in einen Traum und irgendwann vor mittlerweile schon 6 Jahren in einen Entschluss. Träume wollen verwirklicht werden, also fuhr ich von Alpakahof zu Lamahof, von Lamahof zu Alpakahof, verliebte mich sehr oft, aber wahre Liebe war es nur vier Mal und so hatte ich nach nicht ganz einem Jahr vier junge Burschen ausgesucht, zwei Lamas und zwei Alpakas. 

Mittlerweile habe ich die Möglichkeiten und Vorteile erkannt, die diese Tiere mit sich bringen :  Sie sind nicht nur herzige Rasenmäher und gute Freunde, sondern auch großartige  Lehrmeister. Als Erlebnispädagogin weiß ich dieses Potenzial zu schätzen und freue mich, mit meinen Tieren zusammenarbeiten zu dürfen.  

Ich habe mich noch weitere Male verliebt und nun bin ich stolze Mama von drei Lamas und vier Alpakas (und einer wunderbaren Tochter) :)

Impressionen: Hier seht ihr Aufnahmen, die während der ersten Begegnungen der Tiere entstanden sind